Verlockend ist es einmal auszuprobieren, wie ein Parasit mit leichtem Gepäck zu reisen. Wenn wir es uns einmal überlegen, merken wir, dass wir sowieso alles andere als autonom sind, denken wir nur an unsere Lohnabhängigkeit, oder an die Herstellung von Antidepressiva. Diese Art von Produktion, mit großen Maschinen, mit dem Bedarf der Möglichkeit bestimmte Hygienevorschriften einzuhalten und verschiedener Räume mit unterschiedlicher Temperatur, kann kein Mensch alleine machen. Freedom is just another word for NOTHING LEFT TO LOSE. »Meine Arbeitsweise für dieses Wochenende wird sein: Ohne Plan und bestimmtes Vorhaben anzureisen. Dennoch mitnehmen: ein kleines Set an Infrastruktur, Material und Werkzeug: Moskitonetze, Schere, Leim, Stifte, Papier und eine kleine Bibliothek.«
Alexander Tuchaček
PARASITE’S SOUP mit/with Alexander Tuchaček: 12.05., Sa. 1630-19h / Sat 4:30-7pm
»radio ansteckende symbiosen« ist eine im Zweimonatsrhythmus produziert Radiosendung, die im Kunstradio So21 auf Radio Lora ausgestrahlt wird. Darin spielen unterschiedliche teil-fiktionale Erzählweisen von technohybriden Mischwesen und anderen Transformationen eine Rolle. Eigens entwickelte Softwarealgorithmen sind Teil einer infektiösen Produktionsweise der Affekt-Re-programmierungen.
Simon Ledergerber
Die Natur ist Simon Ledergerbers Feld der Inspiration. Naturphänomene, chemische Reaktionen und physische Eigenschaften sind seine Mittel, natürliche Elemente wie Stein, Salz, Holz seine Rohstoffe. Wie ein Wissenschaftler experimentiert und versucht er die Zustände und Prozesse, die er beobachtet hat zu verlängern oder verstärken. Sein Atelier ist ein Laboratorium, seine Werke sind Beobachtungen. Simon Ledergerbers Vorgehensweise schwankt zwischen großer formaler Freiheit und eindeutiger Beherrschung der erzielten Bilder. (Kunsthalle Mulhouse)
Mo Diener
Die künstlerische Praxis von Mo Diener ist transdisziplinär und konzeptuell. Ihre Werke treten als mediale und performative Interventionen, raumgreifende Installationen und aktivistische Auftritte in Erscheinung. Ihre Praxis stützt sich inhaltlich auf langjährige Recherchen in zivilen, juristischen und historischen Archiven sowie auf Gespräche mit Mitgliedern der grössten in Europa lebenden Minderheit, den Roma – und mit den Jenischen in der Schweiz. Die Künstlerin arbeitet gegenwärtig an einem Werkkörper, der »Geschichte der Gegenwart / G L A M«, einem Tool, das unterschiedliche Formen von Wissen kartografiert und verortet. Es beschäftigt sich damit, blinde Flecken der sozialen, politischen und kulturellen Geschichte von Ausgrenzungen im Schweizerischen und Europäischen Raum zu bearbeiten. Kritische Daten dieser Recherchen werden in performativen bzw. raumgreifenden Interventionen und Videoprojekten sichtbar.
G L A M will dem statischen Umgang mit künstlerischen Ideen oder Objekten in Galerien, Bibliotheken, Archiven und Museen entgegenwirken. Es schlägt eine Dynamisierung vor, welche ein Werden von der Galerie zur Geografie, von der Bibliothek (Library) zur Freiheit (Liberty), vom Archiv zum Aktivismus und vom Museum zur Vielfalt (Multiplicity) anstrebt.
2013 hat Mo Diener mit Freunden das Roma Jam Session art Kollektiv gegründet, das regelmässig in künstlerischen oder politischen Kontexten auftritt. RJSaK bearbeitet bei seinen Auftritten Themen der Fremd- und Eigenzuschreibungen sowie den Status der Roma in der Gesellschaft und in den Medien und versucht damit, das soziale und kulturelle Imaginäre zu inspirieren und zu verändern. Durch Partizipation in einer Arbeitsgruppe des Bundesamtes für Kultur (BAK) bringt sich RJSaK mit künstlerischen Mitteln seit Anfang 2015 auch auf politischer Ebene ein: Das kollektiv setzt sich dort mit anderen MinderheitenvertreterInnen für die Erarbeitung von Grundlagen zur Anerkennung der Roma, Sinti und Jenischen in der Schweiz ein.
Während zweier Parallel Events führte das Kollektiv zur Manifesta11 das partizipative Performanceprojekt »Detox Dance«, das auf einem öffentlichen Platz in Squaredance-Manier aufgeführt wird, durch. Die Choreografie dieser liquiden sozialen Skulptur im Stadtraum orientiert sich an Formen der Entspannung in einer angespannten politischen und sozialen Situation. »Detox Dance« zeigt die historische, politische und kulturelle Beziehung der Schweiz zu den Roma sowie die Beziehung der einzelnen PerformerInnen zu ihrem Kontext als gemeinsames In-den-Fluss-Kommen. Das Publikum ist eingeladen, bei der Wiederholung mitzutanzen. »Detox Dance« dauert rund zwanzig Minuten und wird am Freitag den 12. Mai als STARTER serviert. JedeR kann mitmachen, tänzerische Vorkenntnisse sind keine nötig.
Judit Villiger
»Vielleicht ist die Kunst wirklich nur sie selbst, wenn sie am wenigsten als Kunst erscheint.« (Jean-Luc Nancy). Das von Judit Villiger 2016 gegründete und seither betriebene Haus zur Glocke besitzt eine lange Geschichte. Etwa wurden dort bereits Fair-Trade-Gedanken umgesetzt, bevor diese Idee populär wurde. Die heutige Wirtschaft zur Glocke hat diesen Impuls aufgenommen: Die dorthin eingeladenen Kunstschaffenden bieten als GastköchInnen jeweils samstags eine thematische, regionale und fair produzierte Suppe an. Auch die Kuratorinnen von WHAT’S COOKING haben diesen Auftrag angenommen und laden zu ihrem Zwischengang »Parasite’s Soup« jeweils einen Gesprächsgast ein. Was handelt sich das Kunstprojekt Haus zur Glocke ein, wenn es Parasiten als GastarbeiterInnen – als temporäre Zwischenwirte – einlädt? Was bedeutet es zuzulassen, dass das noch junge Konzept nun fremd gelenkt mit offenem Ausgang auf ein unbestimmtes Ziel zusteuert? Wo liegen die Grenzen und was wird von den 50 Stunden »nonstop cooking« zurückbleiben? Was bleibt von der Kunst durch die Kunst?
Stefan M. Seydel/sms ;-)
Sozialarbeit entwickelte ihre 200-jährige Tradition von Beruf, Profession und Fachdisziplin unter dem Vorwurf des Technologiedefizites. Die Zeiten haben sich gewandelt. Die Kunst der Ingenieure fällt zurück auf den Status von Handwerk. Die Notwendigkeit von Multiperspektivität für die Arbeiten am Sozialen wird unbestreitbar. Jetzt gerät unter Druck, wer dem Vorwurf des Komplexitätsdefizites nicht Stand hält. Doch just in diesem Moment kann gezeigt werden, dass sich eine neue 3-Stände Gesellschaft etabliert: Zu oberst die entscheidenden Computer im unerreichbaren Himmel, in den Clouds. Dann die »in Netzwerken Nützlichen«. Und zu unterst: umstandlos »überflüssige Menschen«. Der Herrschaftsform der Demokratie zerfällt die Basis: Die unantastbare Würde des Menschen verduftet. Wie Gas. Selbst als lauthals verteidigte Behauptung. Menschen sind Unternehmen. Ich AG‘s. Atomisierte juristische Personen, welche dem Zwang zur Liquidation bei mangelnder Verschuldungsfähigkeit
per Gesetz auferlegt ist. 200 Jahre sind genug. Der Kanton Thurgau war schon 1831 voller Rebellen…
Erinnern – Gedenken – Erneuern. #ANARCHkonf
medium.com/@4c18b39c0d08/a4956b549de6
dfdu.org
Jso Maeder
PARASITE’S SOUP mit/with Jso Maeder: Sa. 1630-19h / Sat 4:30-7pm
Seit Mitte der 1980er-Jahre beschäftigt sich der Künstler Jso Maeder mit der konzeptionellen Erforschung künstlerischer Praktiken des 20. Jahrhunderts, insbesondere der Moderne. Besonderes Augenmerk erhält dabei die spezifische Beziehung von solchen Konzepten zu den Vorgaben räumlicher Ereignisse.
»…mit blick auf euer paper könnte WHAT’S COOKING eine metaphorische folie sein, um der fragenach der/einer‚ eigentlichkeit‘ des ereignisses/der ereignung nachzugehen: welche leitlinien, abgrenzungen, ‚wandungen‘ spielen sich indirekt, aber zugleich bedingungsmässig ein, wenn wir das parasitäre oder die krankheit verhandeln? Ist es denn etwas ‚uneigenes‘ – und damit kulturell vom standpunkt einer zentralistischen instanz (körper, ich, psyche etc.) her ‚uneigentliches‘ –, was plötzlich eindringt und eine andere zustandsform als die ‚eigentümliche‘ bewirkt? …«
Maria Pomiansky
In den vergangenen Jahren hat Maria Pomiansky damit begonnen, verschiedene Tendenzen der Malerei des 20. Jahrhunderts miteinander zu vermischen. Insbesondere ausgehend von einem Realismus sowjetischer Prägung, vor dessen Hintergrund die Künstlerin aufwuchs, sucht sie bis hin zu zeitgenössischen Strömungen nach ihrem eigenen Realismus. Sie sagt: »My paintings of the last years are all based on the same motivation: Observing the reality around me, starting from my astudio and from the people there, spreading out to the street.« Damit, die Umgebung des Ateliers zu malen , begann Maria Pomiansky während ihres Masterstudiums an der ZHdK. Sie malte die Studierenden, ihr Atelier und die Aussicht aus dem Toni-Areal… Später war es die Umgebung eines weitere markanten Gebäudes: der Migros Herdern in Zürich-West. Dort begann sie, sich für die Architektur von Zürich-West zu interessieren: ihre Bilder fragen, was die Idee oder eine mögliche verborgene Mitteilung hinter architektonischer Städteplanung sein kann: »Learning and analysing how to use the painting techniques, I created a series of paintings which became somehow a contribution to the gentrification of Zürich West.«
Maria Pomiansky wird beide WHAT’S COOKING in Steckborn zeichnerisch dokumentieren.
cooking
Serena Gadaleta und Maya Minder
Maya Minders Gasthaus: Fermentation and Bacteria ist ein fortdauerndes Projekt künstlerischer Forschung mit dem kollaborativen Charakter von »citizen sciences« (DIY/DITO, Do it yourself/Do it together). Themen, die sie mit ihrer Praxis und häufig in Zusammenarbeit mit Serena Gadaleta umkreist, sind: Fermentation, Gastfreundschaft, Biohacking, Slow Food, Biologic Wisdom, Foodwaste, Kunst, Politik und Feminismus. Maya Minders Anliegen ist es, unsere Intuition und Instinkte – und somit auch unsere Bakterien – anzurühren, und zwar mithilfe der alltäglichen Nahrungsaufnahme. Für WHAT‘S COOKING? wird Serena Gadaleta am Sonntag 7. Mai ausgehend vom Haus zur Glocke einen Kräuterspaziergang anleiten.